Freitag, 15. Mai 2015

Winterimpressionen

Irgendwie bin ich zwar den ganzen Winter über zum Fotografieren gekommen, aber nie zum bearbeiten und schreiben. Ich stehe wohl einfach lieber draußen hinter dem Stativ als dass ich daheim vor dem Computer sitze. Nichtsdestotrotz sind in der kalten Jahreszeit einige Bilder entstanden, die zu schade sind um sie auf der Festplatte verstauben zu lassen. Ich fasse mich kurz mit dem Text und lasse daher leiber die Bilder sprechen:



Skitouren-Saisonstartan der Rudolfshütte in den Hohen Tauen. Aus Schneemangel in den Voralpen mussten wir uns für das traditionelle Skiwochenende der Bergwacht Oberbach kurzerhand höhere Ziele setzten - im wahrsten Sinne des Wortes.

 Saisoneröffnung an der Rudolfshütte in den Hohen Tauern. Die Seilbahn machts möglich, trotz mieserabler Schneelage im Dezember.

 Das Ziel im Blick: Hinter den Schneebedeckten Gletscherrücken taucht bereits der Hohe Sonnblick (3088m) auf.

 Langsam weitet sich auch der Blick in die andere Richtung zum - laut AV-Gebietsführer - "schönsten Dreitausender der Ostalpen", dem Wiesbachhorn. Davor die Klockerin und der Bratschenkopf.

 Zwei Skitourengeher vor den düsteren Nordwänden von Eiskögele und Hoher Kasten, eine kalte und eisige Spielwiese für extreme Alpinisten.

 Mit zunehmender Höhe wirkt das Wiesbachhorn immer dominanter, vielleicht ist die Titulierung im AV-Füher doch gar nicht so hoch gegriffen?

 Durch die Gletscherschmelze wurde die Gipfelflanke des Hohen Sonnblicks immer schwieriger. Wo man noch vor ein paar Jahren gemütlich mit Ski aufsteigen konnte, muss man heute durch steile verschneite Felsen kraxeln. 

Am Gipfel reicht der Blick dann zum Kögig der Hohen Tauern, dem Großglockner. Obwohl der Blick auch in alle anderen Richtungen beeindruckend ist, werden wir von böigen Wind schnell wieder vom Gipfel vertrieben.




Schließlich bringt der Januar doch noch Powder in die Nordalpen, was natürlich auch ausgiebig genutzt wird.

 Je steiler der Aufstieg, desto besser die Abfahrt. Am Bschießer im Allgäu.

 Der Gipfel wartet allerdings mit einer eher düsteren Föhnstimmung.

 Was tun, wenn man bei bestem Powder in Unterjoch im Allgäu sitzt, aber die tagesfüllende Bergwachtausbildung schon um acht Uhr beginnt? Richtig, man steht um halb fünf auf, marschiert im Dunkeln los und ist am Gipfel, wenn es gerade so hell genug ist für Schwünge im perfekten Pulverschnee. Und rechtzeitig zum Frühstück ist man dann auch noch zurück...

Das Thanellerkar bei Reutte bietet Dolomitenfeelig mit hohen Felswänden und engen Rinnen. Die Abfahrt duch ideale Hänge und "Pillows" begeistert auch bei Nebel.




Zur Osterzeit verschlug es mich nochmal nach Vent im hintersten Ötztal. Ich war allein, und der Wetterbericht war zweifelhaft. Entweder sollte es am nächsten Tag etwas bewölkter und kälter werden, oder ein großer Orkan würde über Europa ziehen. Nunja, eine große Spanne für einen Wetterbericht. Ich entschließe mich für eine Tour durchs Mitterkar und durch die Nordwand des Hinteren Brochkogels, mit geplanten Biwak im hinteren Teil des Mitterkars. Sollte das Wetter gut sein, könnte ich relativ schnell den Gipfel erreichen und zur Mittagszeit wieder im Tal sein, würde das Wetter entgegen meiner Hoffnung eine Begehung vereiteln könnte ich vom Biwak aus ohne Orientierungsprobleme oder Lawinenhänge  ins Tal abfahren.
Noch ist das Wetter perfekt und so stapfe ich mit schwerem Rucksack bei Windstille unter tiefblauen Himmel ins Mitterkar hinein. Ich finde einen schönen Biwakplatz mit aufgeschichteten Mauen als Windschutz mache es mir bequem. Der Sonnenuntergang besticht mit klarer Sicht und rot glühenden Wolken, wunderschön zum Fotografien, aber auch ein Vorbote für schlechtes Wetter...




Nachts wache ich bereits mehrmals auf, weil der auffrischende Wind schneekristalle in jede noch so kleine Öffnung des Biwaksacks hineinrieseln lässt. Trotz arktischer Bedingungen schlafe ich ansonsten recht ungestört. Zum Glück habe ich einen murmeltierartigen Schlaf, selbst beim biwakieren unter gruseligen Umständen brauche ich - auch diesmal- einen Wecker...
Am nächsten Morgen hat sich das Wetter endgültig für "Orkan" statt "bewölkt" entschieden. Insgeheim ist eine Seite in mir froh, schlechtes Wetter bedeutet schließlich länger schlafen (Und ich weiß, das ich nicht der einzigen Bergsteiger bin dem das so geht ;-) ).

Der Wind weht mit 70-90km/h, aufrecht stehen ist kaum möglich, an die Tour ist nicht zu denken. So mache ich noch einige Fotos, immerhin ist schlechtes Bergwetter fast immer gleichbedeutend mit gutem Fotowetter und trete dann den Rückzug an.


Immerhin werde ich mit diesem Bild des Schalfkogels entschädigt. Der Orkan treibt dunkle Wolkenfetzten über die Täler, während die Sonne zum letzten Mal noch für mystische Beleuchtung in den Wolkenlücken sorgt. Bei diesem Bild muss ich sofort an Tolkiens Mittelerde denken. Ob er sich Mordor, die Nebelberge oder den Caradhraspass vielleicht genau so vorgestellt hat?