Montag, 17. August 2015

Chamonix, Hauptstadt des Bergsteigens

Chamonix, Mont Blanc, Mer de Glace, Grand Jorasses, Aiguille Verte, Droites, Courtes... Unzählige klingende Namen, unzählige historische Meilensteine und noch viel mehr Routen jeder Art. Von der "Erfindung des Alpinismus", der Erstbesteigung des Mont Blanc über die Tragödien und Triumphe der Jorasses und des Freneypfeilers bis hin zu modernen Plaisirrouten. Von berühmten leichten Einsteigertouren wie dem Bossesgrat bis hin zur schwierigsten Route der Alpen, der Voie Lafaille. Es gäbe noch unzählige Dinge aufzuzählen, die Chamonix so einzigartig machen, dass jeder Alpinist von der Hauptstadt des Bergsteigens träumt, oder, wie es ein namhafter Outdoorartikelhersteller in einer Werbekampagne nannte, dem "ultimate playground for everything awsome".

Natürlich wusste ich auch schon lange, dass ich unbedingt da hin muss. Als sich dann spontan die Möglichkeit bot, mit Andi und Lukas eineinhalb Wochen zum Mont Blanc Massiv zu fahren war ich Feuer und Flamme, mit meinen Tourenwünschen allerdings hätte ich zwanzig Wochen füllen können...

Die Eindrücke aus dem Paradies möchte ich hier als Fotostory ein bisschen nacherzählen:

Nach der langen Fahrt von Bad Kissingen nach Chamonix packen wir unsere Sachen und fahren mit der berühmten Seilbahn auf die Aiguille du Midi, der "Eintrittskarte" zum Herzen des Mont Blanc Massivs. Oben angekommen wartete schon ein Schneesturm auf uns, der nur ein paar Meter Sicht zuließ. Das macht die Sache natürlich nicht einfacher, mit zwei schweren Rucksäcken pro Person den schmalen und ausgesetzten Midi-Plan-Grat zur Hochebene des Col du Midi abzusteigen. Dort graben wir zum Schutz vor dem Sturm ein möglicht tiefes Loch für das Zelt und liegen dann auch ziemlich schnell erschöpft auf den Isomatten...

Doch jetzt zeigt sich, dass es sich durchaus gelohnt hat, so viel Gewicht in die Rucksäcke zu packen: Wir schlagen uns die Bäuche voll mit Wurst, Käse, Steaks und sogar einem Baguette, dass seinen Platz vorher in der Skihalterung eines Rucksacks fand.

Natürlich haben wir auch eine ansehnliche Zündbatterie aus Hülsengeschossen dabei, die wir immerhin optimal kühlen können. Der erste Nachmittag und Abend ist so recht schnell vorbei...

 Am Morgen darauf hat sich der Sturm verzogen. Kristallklar liegt die kalte Morgenluft über der Schneelandschaft, kein Wölkchen trübt den Himmel ein, genauso wenig ist auch nur ein Hauch von Wind zu spüren. Zum ersten Mal kann ich die großartige Landschaft sehen, die uns umgibt: Wie versteinerte Haifischzähne ragen die Jorasses und der Dent  du Geant in die Dämmerung. Erhaben, wie echt gewordene Bilder aus dem Himalaya trohnen die Tres Monts über den Dingen. Wir haben heute nur eine kleine Eingehtour über den klassischen Arete des Cosmiques vor, deshalb bleiben Andi und Lukas auch noch liegen, während ich mich noch vor Sonnenaufgang aus dem Schlafsack schäle und zur Abbruchkante des Col du Midi hinüber laufe, um Fotos zu machen. Der Blick ins fast 3000 Meter tiefer gelegene Avretal ist atemberaubend.

Als sich die Sonne dem Horizont nähert, bieten auch die Gran Jorasses ein lohnendes Motiv

Wir sind nicht die einzigen Bergsteiger in der Gegend, und bei Sonnenaufgang stapft eine Seilschaft bereits Richtung Taculflanke über die Gletscherebene. Ungeachtet der doch recht erheblichen Neuschneemengen, die zusammen mit Windverfrachtung an diesem Tag zahlreiche Lawinenabgänge erwarten lassen. Wir sind erstmal vorsichtig und machen uns nach einem Frühstück erstmal an den Cosmiquesgrat, der sichere und spaßige Kletterei verspricht.


 An der ersten Abseilstelle

Nach ein paar Mal auf und ab erreichen wir den bekannten Gratturm aus besten goldenen Granit, und natürlich muss auch ich mich an diesem Fotoklassiker austoben. Danach wechselt die Route in die schattige und eisige Nordseite, was nochmals für Abwechslung sorgt und neue Fotomotive bereithält.

Lukas vor den Gletschern des Mont Blanc. Die Szenerie ist so mächtig, dass ich ein vertikales Panorama aus fünf Einzelbildern zusammensetzen muss, um alles auf ein Bild zu bekommen!

Bald schon entkommen wir der kalten Nordwand wieder und genießen die Aussicht von der Gipfelterasse der Aiguille du Midi, bevor wir wieder den Midi-Plan-Grat absteigen. Diesmal, ohne Wolken, zehrt die Ausgesetztheit noch mehr an der Psyche als gestern im Schneesturm...

Am Nachmittag steigen Lukas und ich noch in die Rebuffalt-Route am Midi-Südpfeiler ein, zum auskundschaften. Nach drei Seillängen mit allerbester Kletterei im besten Fels, den ich je berührt habe drehen wir um und seilen zum Wandfuß ab, es ist schon zu spät.

Am nächten Tag haben wir uns notgedrungen auf die Tres Monts Route zum Mont Blanc geeinigt. Ich wäre lieber in die Chere-Eisrinne am Triangle du Tacul eingestiegen, doch ich wurde überstimmt. Wenig überzeugt stiefel ich den beiden also am nächsten Tag um drei Uhr Richtung Taculflanke hinterher. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, den Monarchen bei meinem ersten Mal nicht über eine der vier Normalrouten zu besteigen, da ich wenig Lust hatte mich in eine Karawane schlecht vorbereiteter "Bergsteiger" einzureihen und tausende Höhenmeter im Schnee emporzustapfen.
Und jetzt bestätigt sich mein Vorurteil: Circa Hundert Leute sind bereits jetzt auf der Autobahn unterwegs, viele davon leiden bereits hier, 1400 Meter unter dem Gipfel an Höhenkrankheit und werden von ihren Kameraden und Bergführern regelrecht mitgeschleift.
Immerhin können wir so eine Seilschaft nach der anderen überholen und sind nach dem kurzen Abstieg in den Col du Tacul die zweite Seilschaft - Es ist immer noch schwärzeste Nacht. Doch nun baut sich über uns die Flanke des Mont Maudit auf. Technisch nicht schwierig, dennoch haben in zahlreichen Lawinen hier schon viel zu viele Bergsteiger ihr Leben gelassen. Der Name des Berges bedeutet "Verfluchter Berg".
Ich führe gerade unsere Seilschaft. Unter dem Bergschrund eigen aber schon ein paar schnelle Tests, hier geht es heute nicht weiter. Schneidet man einen Schneeblock mit dem Pickelstiel auch nur vorsichtig an, schon rutscht er ab. Die Seilschaft vor uns enscheidet sich hier genau wie wir zur Umkehr.

Immerhin erreichen wir so noch vor Sonnenaufgang die Gipfelfelsen des Mont Blanc du Tacul, den wir immerhin noch mitnehmen wollen. Wie auf einer Aussichtskanzel stehen wir über dem Herzen des Mont Blanc Massivs, als sich der Horizont langsam rötlich färbt. Ich komme vor lauter Motiven mit dem Fotografieren kaum hinterher.

 Die walliser Viertausender in der Morgendämmerung

Es ist immer noch bitterkalt, doch obwohl ich bei der Bedienung der Kamera schon lange das Gefühl in allen Fingern verloren habe macht mir das jetzt und hier kaum etwas aus. Ich bin viel zu sehr im Fotorausch, ja, ich vergesse sogar regelmäßig zu atmen - was man in 4200 Meter Höhe allerdings machen sollte...

 Andi und Lukas haben weniger Glück, sie frieren und zittern als wir die letzten Meter zum Gipfel klettern. Alle warten wir so gespannt und sehnsüchtig auf die erlösenden Sonnenstrahlen, die nach einer Unendlichkeit die etwas höheren Gipfeln von Mont Blanc und Mont Maudit in fast schon kitschiges Rosa tauchen.

 Wenn man in den Alpen hoch oben auf den Felsen und Gletschern eines 4000ers einen Sonnenaufgang miterlebt, dann ist das kein langsames Schauspiel. Man hat kaum Zeit zu beobachten, wie sich die Sonne über den Horizont schiebt. Die ersten, glutroten Strahlen schießen fast explosionsartig aus dem Nichts; innerhalb von Sekundenbruchteilen verwandelt sich die kalte, unwirkliche Dämmerung in blendendes, aber endlich wärmendes Rampenlicht. Besser kann ein Bergtag nicht beginnen.



 Auf dem Gipfel wird es nun endlich wärmer, und so genießen wir die Aussicht

 Weißhorn, Zinalrothorn, Lenzspitze, Dom und Dent Blanche

 Gand Combin, Rimpfischhorn und Matterhorn


Monte Rosa 

Fiescherhorn, Grünhorn, Bietschhorn und Aletschhorn

Ich bin froh, das Teleobjektiv mitgeschleppt zu haben, und so fotografiere ich in alle Richtungen die vielen berühmten Berggestalten.

Wir sind bereits um zehn Uhr morgens wieder am Zelt und verbringen den Tag damit, der Hitze zu entkommen. Ja, auch auf 3600 Meter höhe, auf einem Gletscher, im Schnee wird es tagsüber sehr warm. Die Sonne reflektiert auf dem goldenen Granit und dem frischen Schnee und heizt das Gletscherbecken auf wie einen Backofen. Und so spielen wir bald mit dem Gedanken, uns eine Glescherspalte zu suchen und uns dort hineinzulegen, denn selbst in Unterhose im Schatten des Zeltes ist es kaum auszuhalten.

 Am Nachmittag fangen wir wieder an, uns auf vier(!) Kochern gleichzeitig einen Gaumenschmauß von Abendessen zu kreiren. Zwiebeln werden in Bier angedünstet, Nudeln, Gulasch und Rouladen wandern in die Töpfe, sodass wohl allen Bersteigern auf dem Geantgletscher das Wasser im Mund zusammengelaufen sein muss. Okay, war vielleicht auch ein bisschen gemein, immerhin konnten wir ja sehen dass ringsum alle anderen nur still ihr Tütenfutter kauten...

Unser Zeltplatz mit den Tres Monts am letzten Abend 


 Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich die Rebuffalt-Route komplett klettern, doch eine Schlechtwetterfront macht uns einen Strich durch die Rechnung. Also packen wir gleich unsere Sachen zusammen und machen uns daran, die schweren Rucksäcke zurück zur Seilbahnstation zu schleppen.

Die Aiguille Verte und die Drus sorgen mit den Sturmwolken für eine Mordor-Stimmung 


Wieder in Chamonix angekommen gehen wir einkaufen und suchen uns einen Campingplatz für die Nacht. Dort grillen wir noch gemütlich, immerhin darf bei uns das Kulinarische ja nicht zu kurz kommen...
Für unsere restliche Zeit planen wir die ersten drei Etappen der Traversee Royale, also die Überschreitung der Domes du Miage und die Besteigung der Aiguille du Bionassay. Der erste Stützpunkt dafür ist das Refuge Conscrits, also rufen wir vormittags an, um Schlafplätze zu reservieren. "Seid ihr etwa noch nicht losgelaufen?!" fragt die erstaunte Hüttenwirtin am Telefon "Normalerweise braucht man sechs bis sieben Stunden zur Hütte!". Wir sitzen leicht verunsichert in Chamonix. Zum Ausgangspunkt der Tour müssen wir noch eine gute dreiviertel Stunde Autofahren, außerdem sind unsere Rucksäcke noch nicht gepackt und unser Zelt steht immer noch auf dem Campingplatz.
  
 Beim Zustieg zur Conscritshütte


 Zwei Stunden später laufen wir am Ausgangspunkt los. Der Wegweiser gibt sieben Stunden an, oha. Immerhin sind durch die Hüttenübernachtungen unsere Rucksäcke klein und leicht, als wir uns auf den Weg machen. Ein Baguette, das wieder in der Skihalterung außen an meinem Rucksack hängt ist bald auch wieder leichter beziehungsweise kürzer. Wir laufen nicht wirklich schnell, aber wir trödeln eben auch nicht, und so melden wir uns etwa dreieinhalb Stunden später bei der verdutzen Hüttenwirtin.

 Auf der Hüttenterrasse genießen wir die Aussicht über das ruhige Tal des Tre la Tete Gletschers. Später zeigen sich ein paar neugierige Steinböcke, die mich mit der Kamera bis auf ein paar Meter heranlassen.

Beim Abendessen bekommen wir große Schüsseln voller Köstlichkeiten auf die Gemeinschaftstische gestellt, sodass rundum bald alle satt sind. Doch ich kann sowieso immer essen wie ein Schwarzes Loch, dazu kommt, dass ich bei der nächsten Hütte aus Kostengründen statt der Halbpension nur eine Übernachtung gebucht habe. Also hole ich mir von den Nachbartischen die Schüsseln und fülle meinen Teller ein ums andere Mal nach. Gegenüber von uns saß eine englische Familie, die das Treiben irritiert beobachtete. Irgendwann fragte die Tochter ihren Vater, offenbar in dem Glauben dass ich des Englischen nicht mächtig wäre "Those are Germans, aren't they?!", woraufhin der Vater nur nickte...

Am Morgen lassen wir uns Zeit. Wir stehen erst auf, als das Gewusel im Matratzenlager vorbei ist, und frühstücken in aller Ruhe. Anschließend spazieren wir gemütlich unter dem Mondlicht Richtung Tre la Tete Gletscher, den wir nach zahlreichen Fotostops ("Nicht bewegen! Ich mach ein Foto! Muss aber 30 Sekunden belichten... ... Mist, nochmal!") erst nach eineinhalb Stunden und endlos weit hinter den ersten Bergsteigern erreichen.


 Am Rand des Eises legen wir gemütlich Steigeisen an und machen das Seil zurecht, als Andi plötzlich fragt: "Hab ich euch eigentlich schon gesagt, dass ich als erster am Gipfel sein will?" Haben wir uns schon gedacht. Und so kommen wir nach etwas mehr als einer Stunde leicht außer Atem am Col du Dome an, knapp unter dem Hauptgipfel. Die nächste Seilschaft liegt gute zehn Minuten zurück...
Mit Puls am Anschlag und einem guten 800hm/h-Schnitt geht's über den Gletscher...

 Am Hauptgipfel trennen sich aber ohnehin unsere Wege. Anders als die anderen Seilschaften, die nach dem Gipfel wieder zur Conscritshütte zurückkehren, traversieren wir über den leichten, aber brüchigen Felsgrat hinüber zum Nordgipfel. Nach Norden brechen die Domes du Miage über ihre hohe Nordwand 900 Meter tief ab, was beim Klettern für spektakuläre Tiefblicke sorgt.

 Hoch über der Nordwand

 Trotz kürzerer kleiner Aufschwünge wird die Kletterei nie wirklich schwer



Am Norgipfel angekommen machen wir erstmal Pause. Alles andere wäre ein regelrechter Sakrileg, immerhin handelt es sich bei diesem Felskopf um einen der schönsten Aussichtspunkte der Alpen. Weitab von Seilbahnen oder Menschenmassen, hoch oben über den Tälern und dem schuttbedeckten Glacier du Miage, der wie aus dem Karakorum gestolen tausend Meter unter uns liegt. Dennoch ragt der Mont Blanc mit seiner wilden, von Hängegletschern gezierten Miageflanke noch weit über tausend Meter über unseren Köpfen. Dieser Gipfel ist ein Ort, an dem man tagelang Zelten könnte ohne sich satt zu sehen. Satt werden wir dafür in anderer Hinsicht, denn während der vierdienten Pause holen wir Brot, Wurst und Bier aus den Rucksäcken.


Leider können wir uns nicht allzu viel Zeit nehmen, die anhaltende Hitze sorgt für eine erhöhte Steinschlaggefahr. Gerade am Verbindungsgrat von Domes du Miage und Aiguille du Bionassay ein ernst zu nehmendes Problem, immerhin lässt sich die Felsqualität am ehesten mit einem trockenen Sandkucken vergleichen...

 Hoch über dem Miagegletscher, bei der Querung zu den Felsen


 Am Nordgrat, im Sandkuchenfels

Viele der Tonnenschweren Felsklötze auf dem Grat hätte man mit dem kleinen Finger in den Abgrund schieben können...

An der "Hütte", eigentlich mehr eine bemannte Biwakschachtel, treffen wir zwei Tschechen, Speedbergsteiger, die am nächsten Tag wie wir auf die Aiguille du Bionassay möchten, dann aber gleich weiter zum Gipfel des Mont Blanc und hinunter nach Chamonix. Wir hören beeindruckt ihren Geschichten über Speedbergsteigen und Sponsoring zu. Beim Abendessen begnüge ich mich mit einer Tafel Schokolade und einem Stück Ringsalami. Das wars dann mit dem kulinrischen Anspruch. Immerhin habe ich mir so das Geld für die Halbpension gespart...  

 Als die Tschechen zweieinhalb Stunden vor uns aufbrechen bleiben wir noch liegen. Irgendwann schälen wir uns auch aus den Decken, mampfen einen Müsliriegel und schlürfen ein bisschen Tee, bevor wir in die Nacht aufbrechen. Da wir die ersten 150 Höhenmeter bereits am Vortag erkundet haben fällt uns die Orientierung im Dunkel leicht, wir kommen gut voran. Natürlich wieder mit zeitraubenden aber notwendigen Fotostops.

Als die Dämmerung einsetzt klettern wir schon im ersten Felsriegel auf den Südgipfel. Vor uns bauen sich hinter einem kleinen Sattel mit einem schmalen Firngrat die spitzen Gipfelfelsen der Bionassay auf.

 Die Gipfelfelsen

 Auf dem Südgipfel

 Zum Routenverlauf in den Felsen gibt es widersprüchliche Angaben, und so folgen wir unserem Gespür und bleiben hart an der Gratkante. Hier ist die Kletterei zwar etwas anspruchsvoller, aber der Fels ist fest und weitestgehend frei von Schotter und losen Blöcken. Die Schwierigkeit reicht trotzdem nie über den vierten Grad hinaus. An der Schlüsselstelle, ein überhängender Kamin auf einen Gratkopf, holen wir das Seil aus dem Rucksack und sichern über diese Stelle hinweg. Danach geht es leichter über Bänder auf der Ostseite zur firnigen Gipfelkalotte.


 Die ersten Sonnenstrahlen treffen die Gipfel der Grajischen Alpen. Wir sind durch den Mont Blanc noch von der Sonne abgeschirmt

Erst jetzt, bei der Kletterei in Gipfelnähe treffen die ersten Sonnenstrahlen auf die Gipfel ringsum. Und wieder kann ich mich kaum sattfotografieren. Ja, ich weiß, ich wiederhole mich mit diesem Punkt...

Spektakuläre, aber wenig schwierige Kletterei 

 Auf dem Firn der Gipfelkalotte treffen auch uns die ersten Sonnenstrahlen, und kurze Zeit später schon haben wir die wenigen Schritte hinter uns gebracht.

 Der Horizont weitet sich. Rechts die Domes de Miage, die wir am Vortag überschritten haben


 Obwohl wir auf einem Viertausender sitzen und 3000 Meter tief ins weit unter uns liegende Avretal hinabschauen können, müssen wir doch auf der anderen Seite den Kopf in den Nacken legen. Immerhin überragt uns der Mont Blanc noch um fast 800 Höhenmeter. Und siehe da, die Tschechen sind uns gerade mal eine Stunde vorraus. Wie schnell sich doch der Vorsprung verkleinert hat. Dennoch, wir halten an unserem Plan fest und belassen bei bei diesem Gipfel.


Nach dem Gipfelbier an der Aiguille de Bionassay folgen über 3000 Höhenmeter Abstieg ins Tal. Während in der unteren Hälfte wanderpfade durch harmlose Almwiesen warten, müssen wir im oberen Teil genauso konzentriert bleiben wie im Aufstieg: Der Abstieg folgt hier der Aufstiegsroute und führt wieder über ausgesetzte Firngrate, durch schwierige Kletterstellen und brüchigen Fels. Hier muss jeder Fußtritt sitzen. Wir hetzen uns nicht, dennoch sind wir bereits gute vier Stunden nach Aufbruch wieder an der Hütte. Wir haben die Hüttenwirtin am Vortag gefragt, wie lange man zur Aiguille du Bionassay braucht. Für den Aufstieg wären vier bis fünf Stunden zu veranschlagen, für den Abstieg allerdings nur drei. Dementsprechend ungläubig schaut sie jetzt von uns zum Gipfel und wieder zu uns. Wir fragen, wie lange man zu den Chalets du Miage braucht. Das ist das vorletzte Etappenziel, bevor man nach nochmals vierhundert Höhenmetern das Tal erreicht. Sie sagt nur "Normaly people Need five hous. Maby you are... faster."

Wir hätten jetzt ja theoretisch die Zeitreserven für einen langsamen gemütlichen Abstieg, doch nach den ersten tausend Höhenmetern, das schwierige Gelände liegt größtenteils hinter uns, sind wir schon wieder dabei, die Zeitangaben auf den Wegweisern zu halbieren. Zweieinhalb Stunden nach Aufbruch an der Hütte bestellen wir an den Chalets du Miage drei Bier...

Schließlich bringen wir auch die letzten Vierhundert Höhenmeter hinter uns. Im Tal angekommen beschließen wir aus Wetter- und Termingründen die Heimreise.
Chamonix, ich komme wieder!







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen